Das Kopiar der Engelporter Moselgüter wurde von dem Prior Mülheim begonnen und von seinem Nachfolger Roberti fortgeführt. Offensichtlich wollte ersterer seinem Nachfolger ein geordnetes Archiv hinterlassen. Roberti bezieht sich an einigen Stellen ausdrücklich auf seinen Vorgänger Mülheim.

Der eigentliche Grund ist allerdings in der Tatsache zu suchen, daß die Aufsicht über Engelport nach langwieriger Auseinandersetzung wieder an Sayn zurückfiel. Wilhelm Mülheim war nämlich der letzte Rommersdorfer Kanoniker, der als Prior in Engelport weilte. Am 02. Oktober 1275 war dem Sayner Abt Goswin vom Trierer Erzbischof Heinrich II. von Vinstingen die Aufsicht über Engelport übertragen worden. Normalerweise galt bei den Prämonstratensern das Filiationsprinzip, nach dem die Töchterklöster dem Kloster unterstellt waren, von dem aus sie gegründet worden waren. Da sich die Engelporter Chorfrauen jedoch aus eigenem Entschluß vom Cistercienserorden den Norbertinern zuwandten, wurde vom Erzbischof ein übergeordneter Konvent bestimmt.

Ein Jahr vor Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges war das Priorat jedoch von Sayn an Rommersdorf übertragen worden, weil das Kloster Sayn durch den aufkommenden Protestantismus seit 1561 personell enorm geschwächt worden war. Erst ab 1606 konnte sich der Konvent wieder langsam erholen. Daher besetzte die übergeordnete Abtei Steinfeld von 1566 bis 1608 selbst die Priorstelle in Engelport. Ab dann kam der Prior von Rommersdorf, bis sich der Sayner Abt Adolph von Gülich nach einer längeren Auseinandersetzung am 28. September 1672 vom Generalkapitel die Aufsicht über das Frauenkloster im Flaumbachtal zurückübertragen ließ.

Auf den Hauptgrund zur Anlegung des Kopiars, den Priorwechsel, verweist u. a. die im Hauptteil ab S. 341 vermerkte, gemeinsame Begehung des Priorswaldes unter notarieller Aufsicht am 30.04.1674, an der sowohl der alte als auch der neue Prior teilnahmen.

Weitere Beweggründe für die Erstellung eines ausführlichen Kopiars in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts liegen auf der Hand. Wenige Jahrzehnte zuvor war das Kloster Engelport im Dreißigjährigen Krieg bis auf die Kirche völlig zerstört worden und jahrelang verwaist geblieben, weil die Bewohner nach Cochem fliehen mußten. Noch 1662 bewilligte der Markgraf von Baden in Anbetracht der Tatsache, daß seine Eltern und Geschwister in Engelport begraben waren, 1.000 Tannenborde zum Wiederaufbau. Es stand zu befürchten, daß sich eine solche Zerstörung wiederholen könnte, denn trotz der abgeschiedenen Lage im Flaumbachtal war das Kloster immer wieder Ziel vandalierender Söldner geworden.

Wilhelm Mülheim aus Köln wurde 1671 als Prior in Engelport eingesetzt, nachdem sein Vorgänger Carolus Wiertz am 24. Mai desselben Jahres zum Rommersdorfer Abt gewählt worden war. Im Mai 1674 wurde Mülheim nach Sayn beordert und von Matthias Roberti nachgefolgt. Wilhelm Mülheim starb am 21. September 1681.
Sein Lebenslauf ähnelt in weiten Teilen dem seines am 11.01.1633 geborenen Bruders Nikolaus, der nach dem Tod der Eltern in die Obhut des Jakob Mülheim, Inspektor von Engers, wohl einem väterlichen Verwandten, gegeben wurde. Am 14. Februar 1655 legten die beiden Brüder unter dem Prälaten Johann Hagen feierlich das Gelübde ab und wurden am 02. Juni, dem Samstag nach Pfingsten, zum Kölner Subdiakon ordiniert. Ob er sich auch zusammen mit seinem Bruder vier Monate lang zu dem Generalvikar und Abt von Steinfeld, Norbert Horichem, begeben hatte, ist ungewiß. Wilhelm Mülheim gehörte zu dieser Zeit nämlich dem Kloster Rommersdorf, sein Bruder aber dem Nachbarkloster Sayn an.

Vermutlich nahm er auch zusammen mit seinem Bruder an dem Philosophie-Repetitorium bei dem Steinfelder Theologiedozenten der Universität Köln, Wilhelm Heimbach, teil. Ebenfalls wird er bei ihm Moraltheologie gehört haben. Schließlich erhielten die beiden Brüder am Samstag, den 6. April 1658, die Priesterweihe.

In dem Rommersdorfer Nekrolog wird Wilhelm Mülheim als Prior in Engelport und in Rommersdorf erwähnt sowie als Pastor in Nackenheim. Hier wird sein Sterbedatum mit dem 12. April 1679 angegeben. Er bekleidete jedoch auch die Ämter eines Lektors und Circators. Wilhelm Mülheim verdanken wir neben dem hier behandelten Kopiar auch eine ausführliche Engelporter Gründungslegende und den Bericht über Wunder an der dortigen Anna-Kapelle.

Matthias Roberti wurde im Mai 1674 als Engelporter Prior eingesetzt. Er starb am 03. Oktober 1677 im Alter von nur 32 Jahren. Woran er starb und ob in Engelport, ist nicht überliefert. Er war als Sohn der Eheleute Anna Maria Queng und Heinrich Roberti in Koblenz in der Castorstraße geboren und am 17.01.1643 getauft worden. Sein Vater stammte aus Lothringen. Nachdem er zunächst zu den Jesuiten geschickt worden war, begab sich Matthias Roberti 1658 zum Philosophiestudium bei Pater Schmelszinck nach Mainz. Von dort aus führte ihn sein Weg zwischen Ostern und Pfingsten zu einem fünfmonatigen Repetitorium nach Sayn. Dort wurde er im Oktober vom Abt Adolph Gülich zur Weihe zugelassen und am 08. Dezember eingekleidet.

Am 17.04.1661 begab er sich dann zum allgemeinen Noviziat nach Köln und wurde ein Jahr später nach Sayn zurückbeordert. Im gleichen Jahr legte er dann am Feste der Jungfrau Maria das feierliche Gelübde ab. Bald darauf begann er mit dem Philosophierepetitorium unter Pater Wilhem Roggendorff, Prior und Lektor, und absolvierte bei ihm Moraltheologie. Von dort wurde Roberti in das übergeordnete Kloster Steinfeld berufen, um bei dem dortigen Lektor sein Studium fortzusetzen. Als dann die Pest zu wüten begann, suchte er in dem Prämonstratenserkloster Heyllessem in Belgien Schutz und setzte dort sein Theologiestudium fort.

Nach Ende der Pestepidemie kehrte er 1667 zurück und wurde im September zum Trierer Priester geweiht. Die Primiz feierte er am Fest der hl. Apostel Simon und Judas. Im April 1668 wurde er dann von dem Kapitel zum Pastor in Sayn benannt und im folgenden Jahr zum Supprior und Präses des Sayner Konvents. Nachdem der Streit mit dem Kloster Rommersdorf um das Engelporter Priorat endgültig ausgestanden war, wurde Roberti Anfang Mai 1674 dann als Prior dorthin entsandt. Aufgrund seines frühen Todes und des nur dreijährigen Aufenthaltes im Flaumbachtal hatte er kaum Möglichkeiten, sich dort nachhaltig zu betätigen, aber immerhin führte er das von seinem Vorgänger begonnene Kopiar fort.



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